Dass Wien noch immer eines der größten Straßenbahnnetze weltweit besitzt, kann es vor allem seiner Geschichte verdanken. Die grösste Ausdehnung hatte es in der Zwischenkriegszeit mit 292km Streckenlänge. Heute (Stand 2007, seit dem wurde noch die Strecke Praterstern – Praterkai der Linie 21 eingestellt) sind immerhin noch 181km vorhanden. Netze anderer Städte, vor allem in den USA und Westeuropa, mußten weit größere Teile ihrer Netze einbüßen oder wurden komplett eingestellt.
Ein Blick in die Staaten des frühreren Ostblocks zeigen aber noch urtümliche Zustände: Straßenbahnen und O-Busse aller Orten. So besuchte ich gerade Prag in der tschechischen Republik. Ich war sehr beeindruckt von der Dichte des Straßenbahnnetzes. Ich möchte hier ein paar Zahlenvergleiche anbringen:
(Zur Erklärung: Streckenlänge bezeichnet die Länge der physikalisch vorhanden Gleise, Linienlänge dagegen die Summe der Länge der einzelnen Linien. Strecken, die also von mehreren Linien befahren werden, gehen damit mehrfach in diese Zahl ein)
Stadt: | Prag | Wien |
Streckenlänge: | 141km | 181km |
Strecke pro EinwohnerIn: | 115m | 107m |
Anzahl Linien: | 24 | 28 |
Linienlänge: | 314km1 | 200km |
Linienlänge zu Streckenlänge: | 2,227 | 1,107 |
Länge pro Linie: | 13.1km | 7.1km |
Was bei diesem Vergleich sehr stark auffällt, ist das Verhältnis Linien- zu Streckenlänge, aus welchem man erkennen kann, dass sich viele Linien Strecken teilen. Das spürt man auch sehr stark, so werden fast alle Endstationen von mehreren Linien angefahren, die dann auf unterschiedlichen Strecken durchs Stadtzentrum führen und zu unterschiedlichen Endstationen fahren. Dadurch können sehr viele Destinationen ohne oder mit einmaligem Umsteigen erreicht werden. Das kann man auch gut an der Länge pro Linie ablesen, die Wiener Linien sind im Vergleich um einiges kürzer. Bei größeren Entfernungen muss also zwangsläufig häufiger umgestiegen werden.
Neben den 241 Straßenbahnlinien gibt es in Prag außerdem noch 3 U-Bahn-Linien. Anders als in Wien gibt es zu den meisten U-Bahn-Strecken parallelführende Straßenbahnlinien, etwas das es in Wien ja offensichtlich nicht geben darf. Dafür haben die U-Bahn-Linien höhere Stationsabstände (ca. 1km im Vergleich zu 730m in Wien), was – zumindest theoretisch – höhere Geschwindigkeiten ermöglicht.
1Nur Tageslinien und keine Hauptverkehrszeitverstärkungslinien
Quelle aller Angaben ist übrigens die deutsche Wikipedia